Offener Brief

Offener Brief des Kulturnetzwerks Garbsen

    Garbsen, 2.11.20

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Dr. Grahl, sehr geehrte Vertreter aus Stadtverwaltung, Kommunal- und Landespolitik,

unsere Initiative, das Kulturnetzwerk Garbsen, ist noch ganz jung und erst im Sommer 2020 gegründet worden. Dennoch sehen wir es als unsere Verantwortung und Verpflichtung, in der aktuellen Situation ein Zeichen zu setzen. Der erneute coronabedingte komplette Stillstand des Kulturbetriebs trifft auch die Kulturschaffenden und Kulturveranstalter in Garbsen hart. Der aktuelle, vor ein paar Tagen beschlossene Teil-Lockdown wirkt wie eine heftige Vollbremsung.

Wir meinen, es ist Zeit für ein Signal. Ein Signal, dass die Garbsener Kulturszene noch lebt: ob in Ateliers, auf Bühnen, in Werkstätten, in Tonstudios, am Schreibtisch. Und wir meinen, es ist Zeit für ein Signal von Solidarität und zwar von Stadtverwaltung und der Politik.

Wir sind überzeugt, dass Kultur eine gesellschaftspolitische Aufgabe hat. Mit unserer Arbeit möchten wir Künstlern und Kulturveranstalter eine Stimme geben, daher ist diese Initiative gegründet worden. Wir meinen, es ist Zeit, dass die Bedeutung, die Wertigkeit und das Potenzial von Kunst und Kultur für die Gesellschaft und Politik in Garbsen zum Ausdruck gebracht wird.

Die Kulturszene ist seit einigen Monaten wie gelähmt. Künstler und Kulturschaffende waren die ersten, die nicht mehr ihrer Arbeit nachgehen konnten. Das Auftritts- und Veranstaltungsverbot gleicht einem Berufsverbot, Künstler sind  jedoch nicht arbeitslos, sie dürfen nicht arbeiten.

Die Stadtverwaltung hat dankenswerterweise im Frühjahr Angebote der Unterstützung gemacht, einige Kulturinitiativen waren gerade erst zu einem vorsichtigen Betrieb zurückgekehrt – mit aufwendigen Hygienekonzepten, die neben viel Einsatz auch Geld kosten – ähnlich wie in der Gastronomie.

Wir alle wissen, wie herausfordernd diese besondere Zeit für Politik und Verwaltung ist. Wir alle hoffen, dass mit den aktuellen Corona-Verordnungen das Virus wirksam eingedämmt werden kann. Wir erkennen den Ernst der Lage.

Doch wenn die Politik von Kulturschaffenden und -veranstaltern Solidarität fordert , erwarten wir ebenfalls Solidarität – und vor allem eine Wertschätzung für die Bedeutung unserer Arbeit. Wir sind einerseits enttäuscht über die geringe Wahrnehmung, wir erleben diese Zeit wie eine große Stille, im doppelten Sinne.

Doch es geht hier noch um mehr: Die wenigsten Kulturschaffenden und -veranstalter arbeiten für sich selbst und ihre Kunst, sondern sie leben von ihrer Kunst. Ehrenamtliche Initiativen gestalten Kultur in ihrer Freizeit – für die Allgemeinheit. Sie bieten die Bühne zur Auseinandersetzung, gestalten die kulturelle Landschaft dieser Stadt, haben eine große Außenwirkung, die oft weit über Garbsen hinaus strahlt. Für sie alle ist Kultur existenziell.

Wir meinen, es ist Zeit für ein Zeichen. Dass diese Kulturlandschaft, diese lebendige Kulturszene erhalten bleiben, dass Konzepte entwickelt werden, wie diese Akteure durch die Krise kommen können. Auf Bundesebene gibt es erste vorsichtige Ansätze.

Krisen wirken oft wie ein Brennglas. Handlungsfelder in der Kulturszene in Garbsen sehen wir schon länger. Wir denken da an Vernetzung, an Austausch, an Beteiligung, an kreative Veranstaltungsformate, neue Ausstellungsräume. Auch das sind Themen, denen wir uns widmen und die Entwicklung des Kulturlebens in Garbsen mitgestalten wollen.

Jede Krise ist auch eine Chance: Wir regen an, über eine Kulturförderung der freien und selbständigen Künstler zu diskutieren, ähnlich der Unterstützung der Vereine, die die sogenannte Altenarbeit fördern. Es gibt einige städtische Kulturprojekte, die fest im Haushalt eingeplant sind – wir bitten darum, auch die freie Kulturszene finanziell nicht im Regen stehenzulassen.

Zudem regen wir an, einen Kulturentwicklungsplan für Garbsen zu initiieren mit dem Blick auf kulturelle Ziele und Perspektiven. Gern stehen wir zum Austausch bereit. Wir sind überzeugt, Kultur prägt nicht nur die Atmosphäre einer Stadt –  sie ist die Seele einer Stadt.

für das Kulturnetzwerk Garbsen

Anna Beisse-Munemo und Caleb Munemo, Martina Heger, Karin Kummer-Trull, Gabriele Rinkleff, Hans-Werner Blume, Angelika Holzbach, Birgit Jensen, Andreas Warlich und Jutta Grätz

unterstützt von

Jördis Coldewey, Horster Harlekin

Jazzclub Garbsen

Verena Unruh

Dittmar Bachmann, Comedian

Fototeam Garbsen

Oliver Pohl, Kunst, Kultur & Umweltmanagement

Constanze Buch, Homeyers Hof

Didier Carmona, Clown und Pantomime

Berenbostel Chor Ad Libitum

Kellerbühne Garbsen

Ingolf Heinemann, Kunstverein Wunstorf

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